Liebe Schachfreundinnen und Schachfreunde,
ein ereignisreiches Jahr liegt hinter uns. Schachlich ging es recht ruhig und beschaulich zu, war mein Eindruck, was ja nichts Schlechtes bedeuten muss. Im Verband haben wir die Position für die Zuständigkeit rund um den Einzel-Bereich neu besetzt. Dieses ist sehr harmonisch abgelaufen. Wir haben erneut die Gemeinnützigkeit vom Finanzamt bescheinigt bekommen und haben mittelfristig Entscheidungen getroffen, den Kassenbestand zu reduzieren und damit zugleich alle Vereine und Mitglieder mit Zuschüssen und Beitragsreduzierungen zu unterstützen. Das werden wir langfristig aber nicht durchhalten, was wir bereits auf dem Kongress dargestellt haben.
Sie sind es in den vergangenen Jahren auch gewohnt, dass ich mich generell zur allgemeinen Lebenslage äußere und das möchte ich mir auch dieses Jahr nicht nehmen lassen. Meine Wahrnehmung ist, dass unsere Gesellschaft in einem großen Wandel ist. Und das in vielen Bereichen: Umwelt und Klima sind in den Vordergrund gerückt. Jedes Jahr scheint ein großes Thema raumgreifend zu sein. Dabei sind vielleicht die großen Themen der letzten Jahre noch gar nicht abgeschlossen und so ähnlich könnte es auch hierbei wieder laufen. Mehrere Gebiete scheinen wir nicht verfolgen und diskutieren zu können, was offenbar politisch und gesellschaftlich zutrifft. Wahrheit/Unwahrheit liegen in der Berichterstattung scheinbar kaum noch trennbar beieinander. Anscheinend wird unsere Gesellschaft radikaler und intoleranter. Es gibt weniger Miteinander als Gegeneinander. Kommunikation findet mehr Online statt persönlich statt. Konsumentenverhalten wächst gegenüber mal selbst mitzumachen und zu gestalten.
Hat das denn auch irgendeinen Bezug zu unserem gemeinsamen Hobby Schach, mögen Sie sich fragen. Ich glaube ja, denn wir beobachten doch schon seit vielen Jahren einen Rückgang bei den Vereinsabenden. Immer weniger Menschen können wir zur Mitarbeit in einem Ehrenamt gewinnen. So suchen wir zum Beispiel schon länger einen Frauenwart. Jeder möchte gerne etwas vorgesetzt bekommen: Infos, Berichte, Tabellen, Turniere, aber selbst dazu beizutragen, ist nicht machbar. Dabei könnten doch mehrere Schultern auch Aufgaben übernehmen und so einen kleinen Beitrag leisten. Einige Vereine wissen davon auch ein Lied zu singen, und viele Positionen sind unbesetzt. Machen muss die Arbeit trotzdem jemand, so dass die Belastung pro Kopf zunimmt.
Und ich weiß, dass es auch im Vorstand mancher Vereine und Bezirke immer schwieriger wird, ausscheidende Kräfte zu ersetzen. Auswirken wird es sich immer auf die Mitglieder selbst. Ich würde mich sehr freuen, wenn sich ein oder mehrere Interessenten bei mir melden würden, die welche Aufgabe auch immer übernehmen möchten. Eine weitere Verbindung zur gesellschaftlichen Veränderung sehe ich darin, dass wir als Schachvereine Offenheit und Toleranz vorleben sollten. Sportvereine sind alle Sinnbild für ein Zusammenspiel und Zusammenleben unterschiedlicher Abstammung, Kultur, Lebensanschauung usw., was wir niemals infrage stellen sollten. Denn jene Werte sind unsere große Stärke.
Ganz herzlichen Dank möchte ich an alle sagen, die unsere Vereine, Vorstände und Aufgaben drum herum mit Engagement und Zeit gestalten. Ohne jene Personen, kein Spielabend, kein Turnier, kein Kampf, keine Fahrt des Teams, kein Training, keine Berichterstattung, keine DWZ-Auswertung, keine Getränke und was ich hier alles noch nennen müsste. Und ich möchte mich bei meinen Vorstandskollegen für deren Einsatz und gute Zusammenarbeit bedanken.
Für das vor uns liegende neue Jahr wünsche ich Ihnen, Ihren Familien und Angehören sowie Ihren Freunden das Beste. Mögen sich Ihre eigenen Wünsche erfüllen und Sie genug Kraft haben, die Ziele zu erreichen. Bleiben Sie aber vor allem gesund. Sofern Sie auch nur einen Moment Zeit haben, bringen Sie sich weiterhin für das Schach ein. Besuchen Sie öfter mal den Vereinsabend, rufen Sie mal einen Ehrenamtler Ihres Vereins an und bedanken sich bei ihm für seinen Einsatz, wenn Sie nicht vorbeikommen können. Gegenseitigen Respekt und Wertschätzung soll alltäglich sein.
Ihr
Thommy Sterz
Niederrheinischer Schachverband
1. Vorsitzender