Liebe Mitglieder der Schachvereine des Niederrheinischen Schachverbandes,
liebe Leserinnen und Leser der Homepage,
mit jedem Jahr habe ich das Gefühl, die Zeit vergeht schneller. Ist 2016 wirklich schon wieder rum, wo es doch scheinbar gerade erst angefangen hat? Vor ein paar Monaten bin ich umgezogen, und mir fiel die Ausgabe des Düsseldorfer Schach in Hände, in der wir vor 10 Jahren den Tod des damaligen Vorsitzenden, Günter Proena, mitteilen mussten. 2006 übernahm ich die Aufgaben als 2. Vorsitzender des NSV und nun inzwischen seit ein paar Jahren die des 1. Vorsitzender des Verbandes. Eine halbe Ewigkeit gefühlt und mit einigen anderen meiner Vorstandskollegen, die lange im Amt sind, ein Zeichen von Kontinuität und guter Zusammenarbeit unter uns im Gremium sowie den Vereinen. Im nächsten Jahr vollende ich selbst das nächste Lebensjahrzehnt, und ich schaue auf weit mehr als die Hälfte meines Lebens zurück.
Das Rad der Zeit scheint sich wirklich immer schneller zu drehen. Kaum etwas hat langfristig Bestand. Wenig ist von hoher Nachhaltigkeit geprägt. Insbesondere das Internet trägt dazu bei. Wenn jeder alles und jederzeit kommentiert und es veröffentlicht wird, dann leidet mitunter die Qualität des Inhalts und auch die Korrektheit der Recherche. Es geht fast ausschließlich um Geschwindigkeit. Die Präzision des Wahrheitsgehalts spielt weniger eine Rolle. Der Schnellere gewinnt das Rennen, und die Art und Weise wird offenbar immer weniger hinterfragt. Manchmal habe ich das Gefühl, man weiß gar nicht mehr, was man noch glauben kann. Das Vertrauen in die Quellen, einstmals das Fundament angesehener Medien, wird zunehmend beschädigt.
Facebook und Twitter, die mal als Kommunikations-Brücke für Studenten oder als Kontaktbörse gedacht waren, scheinen Nachrichtenportale zu ersetzen, und inzwischen nutzen sie radikale oder gar terroristische Vereinigungen, um neue Mitglieder anzuheuern oder die Massen und Gedanken zu beeinflussen. Die Politik und sogar der zukünftige amerikanische Präsident kommunizieren primär über soziale Medien. Und die Kürze solcher Mitteilungen, begrenzt auf wenige Buchstaben, trägt auch nicht gerade zur Qualität des Inhalts bei. Weniger ist nicht immer mehr. Und das persönliche Gespräch bleibt zumeist auf der Strecke.
Wo sehe ich den Zusammenhang zum Schach? Unsere Vereine merken seit Jahren veränderte Gewohnheiten der eigenen oder potenziellen Mitglieder. Vereinsabende verlieren teils dramatisch an Beteiligung, und neue Mitglieder zu gewinnen, fällt ebenfalls schwer. Viele, die leidenschaftlich gern unser Hobby betreiben, bevorzugen Schach im Internet und bleiben dem Vereinsleben fern. Persönliche Kontakte werden manchmal geradezu vermieden – egal ob es um Schach oder andere Interessen geht. Und somit müssen wir uns überlegen, ob dieses Verhalten unserer „Zielgruppe“ auch Einfluss haben muss auf den Auftritt der Vereine, Bezirke und Verbände. Das muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden. Wollen wir uns also dem Zeitgeist anpassen und immer schneller werden, oder ist Schach eher die Sportart des persönlichen Kontaktes? Der Vorstand des Schachverbands lädt Sie dazu ein, miteinander darüber zu reden und Ideen zu entwickeln.
Ihnen allen wünsche ich ein paar „langsame“ Tage zum Jahreswechsel und in 2017 bestmögliche Gesundheit und viel Glück, gepaart mit dem nötigen Erfolg. Lassen Sie sich nicht treiben, sondern legen Sie Ihre eigene Geschwindigkeit fest. Selbst Entscheidungen zu treffen, ist sicher besser, als fremdbestimmt zu sein, weil man nicht immer mitmachen muss, was die Masse macht.
Alles Gute
Ihr
Thomas Sterz
Niederrheinischer Schachverband
1. Vorsitzender